Gymnasium Unter den Eichen Uetze

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"Miteinander leben und lernen in Geborgenheit und Überschaubarkeit"

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Matthias und Christine Storck zu Besuch am Gymnasium

„Wenn am Ostermorgen die Glocken läuten, sind wir auf der besseren Seite der Welt.“ So beginnt Matthias Storck sein autobiographisches Werk über seine Stasi-Haft: „Karierte Wolken“, welches im Zusammenhang des Unterrichts des Religions-Grundkurses bei Marion Arth gelesen wurde. Um den Schülerinnen und Schülern das Leben als Kind eines Pastors und späteren Theologiestudenten in der DDR und in einem Stasi-Gefängnis näherzubringen, bat sie Matthias Storck und seine Frau Christine, ins Gymnasium zu kommen. Am Dienstag, den 20.06.2023, war es so weit und das Ehepaar Storck besuchte den Reli-Grundkurs.

Matthias Storck erzählte über sein Leben und was er aus der Zeit im Gefängnis und danach mitgenommen hat. Die Schülerinnen und Schüler lernten vieles über Vergebung, aber auch, wie schwer das Leben einem Pastorenkind gemacht wurde. Von verpflichtendem Wehrunterricht bis hin zur Ausschließung von bestimmten Aktivitäten. Besonders der Wehrunterricht habe alles schwerer gemacht, berichtet Storck. Seine Eltern seien strikt gegen den Krieg und für den Frieden gewesen und erlaubten ihm somit als Kind nicht, Teil der „Freien Deutschen Jugend“ zu sein. Oft habe er sich ausgeschlossen gefühlt, sei aber nun sehr dankbar. Schließlich sei er nie Teil der DDR-Vereine gewesen.

In seinen 14 Monaten Gefängnis wegen angeblich versuchter Republikflucht erlebte er viele erschreckende Dinge. Diese Zeit konnte Storck nur mit den Erinnerungen und Texten, die er mal auswendig gelernt hatte, und der Bibel überbrücken. Schläge und Demütigungen musste er immer wieder über sich ergehen lassen, aber auch vor Verrat z.B. durch einen jungen Zellengenossen blieb er nicht verschont. Erst nach der Wende erfuhr Storck, dass auch sein eigener Vater ein Spitzel der Stasi war. Mit diesem Verrat habe er auch heute noch zu kämpfen.

Auch seine Frau Christine – im Buch Tine genannt – wurde nicht verschont. Nach der Festnahme sei sie entspannt gewesen, da sie glücklicherweise unwissend genug gewesen sei, um nicht alle Methoden gekannt zu haben, die die Stasi auspackte, um ihre Häftlinge zum Sprechen zu bringen. Diese Methoden blieben ihr jedoch größtenteils erspart. Demütigung und Entmenschlichung habe sie dennoch erfahren müssen.

Nicht nur über das Leben des Ehepaars erfuhren die Schülerinnen und Schüler viel, sondern auch über die Zustände in den Gefängnissen. Vielen Dank an das Ehepaar Storck für die sehr informative Stunde und die Mühen!

Tamina Fickel

Der Besuch von Herrn und Frau Storck hat dafür gesorgt, ihre Geschichte greifbarer zu machen.

Da stehen zwei Menschen vor uns, die so alt waren wie wir jetzt, als sie ihrer Freiheit beraubt wurden. Für mich ist es unvorstellbar, in einem Staat aufzuwachsen, in dem man nicht vollkommen frei ist, das zu tun, was man will. Was für ein Ausmaß das für die Jugendlichen der DDR gehabt haben muss, ist mir erst richtig bewusst geworden, nachdem das Ehepaar Storck von ihrer Kindheit und Studienzeit erzählt hat.

Es war beeindruckend zu hören, wie standhaft die beiden geblieben sind, obwohl sie von allen Seiten verraten wurden. Dass Mattias Storck trotz seiner Gefangenschaft seinen Glauben zu Gott aufrecht erhalten konnte, ist mehr als bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie viele Gründe er hatte, an Gott und der Kirche zu zweifeln. Dabei hat mir besonders gefallen, dass er ganz offen über seine damaligen Zweifel gesprochen hat, denn manchmal ist es gar nicht so einfach, weiter an einen erfahrbaren, aber unverfügbaren Gott zu glauben.

Merle Grave

Die Erzählungen des Ehepaars Storck haben mich sehr bewegt. Insbesondere die Aussage Storcks, dass die Jugend unfassbar viel bewegen kann, gibt mir Mut, denn auch heute gibt es Themen, in denen wir als Jugend laut werden müssen – etwa den Klimaschutz, Rassismus und eine klare Abgrenzung nach rechts. Das nehme ich in meine Arbeit in der Evangelischen Jugend mit: Wir können etwas bewegen. Jetzt ist die Zeit, damit anzufangen.

Jens Krieger-Juhnke

Die Erzählungen haben in mir erneut eine große Fassungslosigkeit ausgelöst. Natürlich bin ich bereits beim Lesen des Romans sehr schockiert und betroffen davon gewesen, welche schrecklichen Dinge sich damals in der DDR ereignet haben. Nichtsdestotrotz ist dieses Gefühl der Fassungslosigkeit nicht damit zu vergleichen, das Erlebte aus erster Hand in einer solch emotionalen Atmosphäre erzählt zu bekommen. Es wirkte auf einmal viel persönlicher und näher, während ich anfangs durch die Lektüre doch einen gewissen Abstand zu den Ereignissen bewahren konnte.

Natürlich hat man bereits in den vorherigen Schuljahren über die DDR, deren Prinzipien, sowie Werte und Durchsetzungsmöglichkeiten behandelt. Jedoch habe ich die Grausamkeit selten so sehr wahrgenommen, wie beim Behandeln von “Karierte Wolken”. Das tiefe Auseinandersetzen mit den einzelnen Kapiteln im Unterricht ermöglichte uns Schülern, auch das zu lesen und zu verstehen, was zwischen den Zeilen steht, welches das Empfinden der Grausamkeit nur noch mehr verstärkte. Die Lektüre und die Präsentation boten eine ganz neue Perspektive auf das DDR-Regime und dessen Einfluss auf “Die Kirche im Sozialismus”.

Laura Deicke

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