Gymnasium Unter den Eichen Uetze

Gymnasium Unter den Eichen Uetze

"Miteinander leben und lernen in Geborgenheit und Überschaubarkeit"

Allgemein

Erde und Sterne

Ein Schullied erwacht zu neuem Leben

Wussten Sie, dass das Gymnasium Uetze ein eigenes Schullied hat? Oder sagen wir besser – hatte?

Im Zuge der Renovierungen des Musiktrakts mussten wir alles ausräumen und – Sie kennen das sicher von zuhause – wer ausräumt, findet verschollen geglaubte Dinge. So fiel uns eines Tages ein großer Stapel Liedblätter in die Hand mit dem Titel „Erde und Sterne – Schullied des Gymnasiums Uetze“. Der Schriftzug in altdeutscher Schrift und der handgeschriebene Notentext ließen gleich erahnen, aus welcher Zeit der Schulgeschichte dieser ferne Bote stammt. Doch was tun mit diesem Fund? Im Schrank der Instrumentenkammer waren die Liedblätter offensichtlich über viele Jahre vergessen, nun sollten sie zu neuem Leben erwachen.

Während des Homeschoolings hat sich der Musikkurs der Jahrgänge 12/13 im Rahmen einer Klausurersatzleistung intensiv mit dem fast vergessenen Schullied auseinandergesetzt. Folgen Sie uns auf eine Zeitreise in die Gründungszeit des Gymnasiums und wieder zurück in die Gegenwart:

Welche Ursprünge hat das Schullied?

Die sachliche Recherche (von Noel Diattara, Celia Ritter, Sarah Rubajczyk):

Am 03. Mai 1949 wurde das Gymnasium Uetze als private Oberschule unter der Leitung von Dr. Heinrich Wallis gegründet. Ab 1962 bis 1971 war der Deutschlehrer Erich Kobolt Direktor des Gymnasiums. Eben diesem kam die Idee zur Etablierung eines Schulliedes. Herr Kobolt verfasste den Text und Karl Oppermann, der damalige Musiklehrer, komponierte die Melodie zu dem Schullied „Erde und Sterne“. Das Lied ist zwischen 1952 und 1953 entstanden.

Zur Zeit der Gründung des Gymnasiums waren Herr Kobolt und Herr Oppermann noch keine Lehrer an der Schule. Herr Kobolt kam 1950 als Lehrer an das Gymnasium. Herr Oppermann verstarb im Winter 1955. Sein Nachfolger, Musiklehrer Theodor Meyer, kam 1956 an das Gymnasium. Herr Meyer berichtete davon, dass er die Schülerschaft beim Singen des Liedes auf dem Klavier begleitete. Das Lied wurde regelmäßig gesungen. Insbesondere am Ende von Festen, an besonderen Anlässen, Aufführungen und Theaterstücken. Letztere wurden von Herrn Kobolt umgesetzt.

In den 1960er Jahren wurde das Schullied nicht mehr gesungen. Herr Meyer vermutet, dass der Text aufgrund dessen, dass dieser so fantasievoll ist, altmodisch erschien und deshalb nicht mehr gesungen wurde. Im Schullied heißt es „[…] so steht unsre Burg unser Haus. […]“. Mit der „Burg“ ist der Junkernhof gemeint, das ehemalige Gebäude des Gymnasiums.

Die persönliche Erinnerung (von Henrike Balzer):

Um mehr Informationen über das Schullied zu erfahren, hatte ich das Glück meine Oma fragen zu können, die von 1950 bis 1954 auf das Gymnasium Uetze (damals noch in der Stötzner Schule, ab 1951 im Junkernhof) ging und tatsächlich noch das Schullied „Erde und Sterne“ gesungen hat. Ihren Angaben zufolge stammt das Lied aus dem Jahre 1952. Zu dem Autor des Liedtextes, Erich Kobolt, erzählte sie mir, dass er das Fach Englisch unterrichtet hätte. Der aus dem Baltikum stammende Lehrer konnte sehr streng sein, war aber unter den Schülern beliebt. Karl Oppermann war Musiklehrer und leitete einen Musikkreis, zu dem auch meine Oma gehörte. Beide Lehrer schrieben sogar in ihr Poesiealbum, wobei Herr Kobolt so stolz auf seine „Schulhymne“ war, dass er eine Strophe zitierte.

Generell wurde das Lied bei Schulveranstaltungen gesungen, wie zum Beispiel bei der Zeugnisvergabe, vor dem Ferienanfang oder bei anderen Feierlichkeiten. Außerdem wurde es zum Abschluss von Aufführungen der Theater-AG, damals Laienspielgruppe genannt, vorgetragen. Allerdings scheinen nicht alle von dem Schullied begeistert gewesen zu sein, denn nach der Pensionierung Kobolts wurde es nie wieder gesungen.

Wie klingt dieses alte Schullied?

Zwei Einspielungen von Paula von Bose (Lyric-Video) und Lea Möller.

 

Erde und Sterne Original – Lea Möller

Wie in den Recherchen zur Geschichte des Schulliedes deutlich wurde, war das Lied schnell nicht mehr zeitgemäß. Die Schüler*innen des Musikkurses haben sich daher kompositorisch an eine Neuauflage gewagt. Recycling funktioniert auch in der Musik wunderbar – hören Sie selbst:

Nina Andresen – Medley

 

Noel Diattara, Celia Ritter, Sarah Rubajczyk – Horrorfilm-Bearbeitung

Was meinen Sie – braucht eine Schule ein Schullied? Oder ist diese Idee inzwischen völlig aus der Zeit gefallen? Eine Pro/Contra-Diskussion als Gedankenanstoß:

Pro, Nina Andresen Contra, Paula von Bose
Schullieder sind fest integrierter Bestandteil der meisten Schulalltage. Auch an unserem Gymnasium gab es einst ein Schullied, das aber über die Jahre komplett in Vergessenheit geriet, weshalb sich heute die Frage stellt, ob überhaupt jede Schule ein eigenes Schullied braucht.   Wie man sieht, ist die Schülerschaft in Uetze mindestens in den letzten fünf Jahrzehnten gut ohne ein Schullied zurechtgekommen. Kritiker argumentieren ohnehin, der Ausdruck institutioneller Werte in einem Lied sei veraltet und wie das ehemalige Schullied „Erde und Sterne“ verdeutlicht, übermitteln die Verse einen recht pathetisch-patriotischen Ton, der heutzutage nicht mehr als zeitgemäß erscheint. Dennoch wäre es unzureichend, diese einseitige Argumentation so stehen zu lassen, denn ein Schullied kann durchaus auch nennenswerte Vorteile vorweisen. So bieten die Verse eine ideale Projektionsfläche, um Werte und Besonderheiten, die die jeweilige Schule ausmachen, festzuhalten. Essentielle Werte einer Schule, die maßgeblich am Entwicklungsprozess der Schülerschaft beteiligt ist, werden durch Spaß am gemeinsamen Singen und Musizieren vermittelt und sprechen so eine breitere Masse an, als die oftmals trockenen Predigten der Lehrer. Alleine das Komponieren eines Schullieds, wie es an dieser Schule zeitnah auf der Agenda stehen könnte und sollte, stellt zwar eine einmalige, dennoch kreative Herausforderung im Verbund dar, die einen Lichtblick im hin und wieder trostlosen Schulalltag bietet.   Insbesondere auf öffentlichen Veranstaltungen kann durch Vorstellung des Schullieds ein Einblick ins Innere des Hauses gewährt werden, der die Institution durch Beständigkeit nach Außen repräsentiert, Werbung für potentielle Neuankömmlinge macht, und die Verbundenheit zur Tradition widerspiegelt, die an unserer Schule zumindest in Teilen bereits durch das Motto „Miteinander leben und lernen in Geborgenheit und Überschaubarkeit“ akzentuiert wird. Dass der Bedarf da ist, zeigt sich alleine in der Beobachtung, dass beim traditionellen Weihnachtssingen immer die gleichen Lieder gesungen werden und die Einschulung der Fünftklässler sowie der „Tag der offenen Tür“ stets durch kreative Aufführungen der Musical-AG bereichert werden. Die Nachfrage nach musikalischen Darbietungen sowie nach rituellen Inhalten ist also vorhanden, weshalb sich eine Einbettung eines Schullieds gerade bei solchen Veranstaltungen mehr als anbieten würde. Um die Frage der Notwendigkeit eines Schullieds zu beantworten, muss zuerst überlegt werden, was mit einem Schullied bewirkt werden soll. Ein Lied, welches jeder an der Schule kennt, soll vereinen und jedem eine Möglichkeit zur Identifikation bieten, praktisch wie eine Nationalhymne im sehr kleinen Format. Weitergehend kann so ein Schullied auch eine gewisse positive Außenwirkung für die Schule haben. Wenn das Schullied Identifikationsmöglichkeiten für jeden bieten soll, ist es nötig dieses so zu gestalten, dass alle Personengruppen, die an der Schule zu finden sind, mit einbezogen werden. Dieses kann auf zwei Wegen erreicht werden: Erstens besteht die Möglichkeit das Lied so allgemein zu halten, dass sich einfach niemand ausgeschlossen fühlen kann, was jedoch zwingend dazu führt, dass das Lied wenig Bezug zur Schule haben wird, was das Konzept des Schulliedes dann auch wieder überflüssig macht. Die zweite Möglichkeit ist, tatsächlich jede Personengruppe auf irgendeinem Wege miteinzubeziehen. Das fängt mit Schülern und Lehrern an; will man jedoch wirklich alle integrieren, schreibt man am Ende ein Lied, das Sekretäre, Hausmeister, Eltern, Förderverein, Mensapersonal, usw. miteinbezieht, und das auf diesem Wege schnell in die Gefahr läuft lächerlich zu werden. Allgemein scheint sich das Konzept Schullied meiner Meinung nach auf einer schmalen Gratwanderung zwischen integrativem, pathetischem, lächerlichem und überflüssigem Charakter zu befinden. Ein Schullied zu schreiben, das tatsächlich in der Lage ist den ersten Punkt zu erfüllen, ohne dabei in eine der anderen drei Richtungen abzudriften, scheint fast unmöglich, ganz besonders wenn man bedenkt, wie schwer es oftmals allein zwischen den zwei Personengruppen Schülern und Lehrern ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Selbst die Schüler unter sich, haben wahrscheinlich in den unterschiedlichen Altersgruppen ganz unterschiedliche Vorstellungen von einem „guten“ Schullied. Zusätzlich bezweifle ich, dass ein Großteil der Schüler überhaupt Interesse daran hat, ein Schullied – unabhängig vom Inhalt – zu singen.  Schlussendlich denke ich, dass es deutlich bessere und effektivere Methoden gibt, an einer Schule ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, als durch ein Schullied.

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